Die Tiefenpsychologie als Orientierung in der igt

Die Internationale Gesellschaft für Tiefenpsychologie, kurz igt genannt, wurde 1949 unter dem Eindruck des zweiten Weltkriegs gegründet. Ausgangspunkt war die Sorge um die Gesellschaft und die Frage, was geschieht im Unbewussten von Menschen, wie kann seelische Gesundheit im Individuum und in der Gesellschaft gefördert werden, um menschliche Katastrophen wie die zwei Weltkriege und die des Holocaust zu verhindern. Das ursprüngliche Anliegen bestand darin, aus Sorge um die Seele neue Werte und eine neue Ethik in das ärztliche und psychotherapeutische Handeln aufzunehmen. Deshalb wurde die Gesellschaft „Arzt und Seelsorger" gegründet, aus der später die igt entstand. Die Verbindung zur Religiosität, die Sinnfindung im menschlichen Sein, das Bewusstmachen unbewusster Inhalte der Seele, waren und sind die Wurzeln der igt. Dies sind auch weiterhin zentrale Themen bei den jährlichen Tagungen.


Wenn Sie mehr zur Geschichte der igt erfahren möchten, können Sie hier die Festschrift herunterladen, die 1999 zum 50-jährigen Bestehen der Gesellschaft herausgegeben wurde.


Die Tiefenpsychologie umfasst die psychodynamischen Verfahren, damit sind die Psychoanalyse Sigmund Freuds, die Analytische Psychologie C.G. Jungs und die Individualpsychologie Alfred Adlers gemeint. Es geht um das psychodynamische Verständnis von Persönlichkeitsentwicklung mit der Einbeziehung von belastenden und traumatisierenden Bedingungen der frühen Lebensgeschichte, in deren Folge neurotische Grundkonflikte, strukturelle Verletzlichkeit und verschiedene Abwehr- und Bewältigungsmuster entstanden sind. In der Tiefenpsychologie werden, ausgehend von aktuellen Grundkonflikten, die biografischen Eckpunkte, die resilienten Faktoren und die Ressourcen von Menschen berücksichtigt. Der Sinn des tiefenpsychologischen Verständnisses ist, dass ein neues Gleichgewicht zwischen Selbstwirksamkeit und Beziehungsgestaltung entstehen kann. Es können neue Formen der Affektregulierung, Empathiefähigkeit, Kommunikationsmöglichkeit, flexiblere Abwehr- und Bewältigungsmuster entstehen.


Die Ausbildungsinstitute sind diesem Grundverständnis verpflichtet. Auch die igt ist diesem Selbstverständnis verpflichtet. Die Vorträge in den alljährlichen Tagungen sind dem breiten Spektrum von Individuum und Gesellschaft gewidmet.


Aus der Tiefenpsychologie haben viele andere Verfahren wertvolle Anregungen bekommen und sich weiter entwickelt, wie z.B. die Gestalttherapie, das Psychodrama, Bioenergetik, systemische Therapie, Hypnotherapie und andere therapeutische Methoden. Einige dieser Verfahren werden im Rahmen der jährlichen Herbsttagung in den Workshops angeboten und geben den Teilnehmenden Raum zur persönlichen Vertiefung oder Selbsterfahrung. Auch neue hilfreiche Formen der Therapie, wie die Traumatherapie oder die Achtsamkeitsbasierte Therapie werden in die tiefenpsychologischen Behandlungsformen aufgenommen und integriert.


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